Die Medien- und Kommunikationsforschung wendet sich vermehrt Bildern als «Denkbilder» mit einer eigenen kommunikativen Funktion zu. Dies legte eine umfassende Überarbeitung von Marion G. Müllers «Grundlagen der Visuellen Kommunikation» nahe.Wer neben der jüngst erschienenen zweiten Auflage der «Grundlagen der Visuellen Kommunikation» noch im Besitz der ersten Auflage von 2003 ist, sollte Letztere nicht vorschnell entsorgen. Enthielt die lange Zeit vergriffene Erstausgabe im zweiten Teil des Buches einen Überblick zu bildwissenschaftlichen Forschungsansätzen in den verschiedenen Disziplinen – von der Philosophie über die Sozialwissenschaften bis zur Geschichte und Kunstgeschichte –, so verzichtet die Neuauflage gänzlich auf diese breite Optik und fokussiert stattdessen auf die Forschungsansätze innerhalb der Medien- und Kommunikationswissenschaft. Diese Einschränkung ist vor allem der stark angewachsenen Studien zum Bild in sämtlichen Disziplinen geschuldet. Im ersten Teil des Buchs werden wir wiederum sehr solide in die Bildanalyse und -wirkung eingeführt und im zweiten Teil in die Ansätze etwa der politischen Ikonografie, der Bildinhalts- und ‑typenanalyse, dem Visual Priming und Visual Framing. Das verschafft eine gute Übersicht über die stark gewachsene Literatur zum Thema. Etwas bedauern mag man den Umstand, dass der zweite Teil wesentlich spärlicher illustriert ist als der erste: Dort schulen eine breite Auswahl von Medienbildern den analytischen Umgang, während der Methodenteil weitgehend auf das geschriebene Wort setzt. Das wird dem Thema nur bedingt gerecht – eine Schwäche, die allerdings einem grossen Teil der Fachliteratur anhaftet. Trotzdem: Ein Glück, dass die «Grundlagen» nach so langer Zeit wieder verfügbar sind.
Medienbilder als Ab- und Denkbilder
Marion G. Müller, Stephanie Geise. Grundlagen der Visuellen Kommunikation.
2., völlig überarb. Aufl. Konstanz: UVK, 2015. 334 Seiten.