
Ausstudiert – die Studierendenkolumne
Gratiszeitungen, mein Lehrer nannte sie Revolverblätter, sind in der Medienlandschaft omnipräsent. Dass sie Boulevard-Charakter besitzen, stört mich eigentlich nicht. Im Gegenteil: Gerade frühmorgens bevorzuge ich leichte Kost. Ich starte meinen Tag ja auch nicht mit einem Rindsfilet.Problematisch finde ich, wenn dieses Medium auch drängende Kernfragen plakativ und oberflächlich behandelt. Sachverhalte werden nicht in einen Kontext gesetzt, und die Berichterstattung, wenn sie als solche überhaupt bezeichnet werden kann, ist selten ausführlich. Zu glauben, so über das Weltgeschehen informiert zu sein, ist ein Trugschluss.
Es ist das Wissen über Zusammenhänge, welches mir konstruktive und kontroverse Debatten mit Freunden ermöglicht. Gratiszeitungen können komplexe Themen nicht umfassend behandeln, ein Plakat kann ja auch nicht den Inhalt eines Buches wiedergeben.
Um mich ausgiebig zu informieren, muss ich also Qualitätsmedien konsumieren, die Hintergründe beleuchten. Dazu können mir sowohl eine Tageszeitung als auch ausführliche Radio- und Fernsehsendungen dienen.
Wenn wir uns nicht mehr für vielfältige politische und gesellschaftliche Sachverhalte interessieren, könnte das die Gesellschaft teuer zu stehen kommen. Wie soll man schlecht informiert seinen demokratischen Rechten und Pflichten nachkommen? So gesehen könnte man sagen: Gratiszeitungen haben also doch ihren Preis.