«Diese Entwicklung braucht Zeit»

Ein gemeinsames Ausbildungsmodul von PH Zürich und ZHAW thematisiert verschiedene Aspekte der Ganztagesbildung. Eine PHZH-Studentin und ein ZHAW- Student erläutern ihre Gedanken dazu.
Eine zentrale Bedingung für ein erfolgreiches Funktionieren von Tagesschulen ist, dass die Rollen zwischen Lehrpersonen und Betreuungspersonen klar geregelt sind. Ich würde es als Chance sehen, die Kinder auch ausserhalb des Unterrichts beispielsweise über Mittag zu erleben. Eine Voraussetzung dazu sind klärende schulinterne Abmachungen, ob ich dies in meiner Funktion als Klassenlehrperson mit den entsprechenden Kompetenzen mache oder ob ich eine andere Rolle übernehme. Wichtig ist, dass ich die Batterien über Mittag aufladen kann. Ich brauche am Nachmittag ausreichend Energie zum Unterrichten. Dass Tagesschulen für bildungsferne Familien eine Chance sein können, davon bin ich überzeugt. Der Fokus sollte dabei bei Kindern liegen, die keine ausserschulische Bildung erhalten. Ein Obligatorium ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg. Ich denke, es braucht eine gewisse Berufserfahrung, um in einer Tagesschule arbeiten zu können.
Miriam Bürgi, Studentin Kindergarten-Unterstufe an der PH Zürich im 6. Semester

Ich bin davon überzeugt, Schulen mit Ganztagesstrukturen werden sich mittelfristig durchsetzen. Das Projekt Tagesschule 2025 in der Stadt Zürich gibt den Takt vor. Dies ist meiner Meinung nach der richtige Weg und entspricht den heutigen gesellschaftlichen Bedürfnissen. Voraussetzung für das Funktionieren einer Tagesschule sind das gegenseitige Verständnis zwischen den Professionen und eine gemeinsame Haltung. Diese muss man zusammen entwickeln und dafür braucht es eine gewisse Zeit. Eine Schlüsselrolle hat dabei die Schulleitung. Teilweise sind sowohl bei Lehrpersonen als auch bei Betreuenden Verunsicherungen spürbar. Ich habe dafür Verständnis. Um die Chancengleichheit gewährleisten zu können, muss auch die non-formale Bildung verstärkt in der Schule stattfinden – jedoch nicht isoliert von den formalen Elementen. Aus Sicht der Kinder ist zentral, dass sie nicht vom Morgen bis am Abend einem voll durchstrukturierten Programm folgen müssen und über Rückzugsmöglichkeiten verfügen.
Erich Kappeler, Student «Soziale Arbeit» an der ZHAW im 6. Semester