In grossen und anspruchsvollen Klassen kommt nebst der Lehrperson häufig eine weitere Person zum Einsatz: die Klassenassistenz. Im August 2015 startete an der PH Zürich ein neuer Kurs, der Grundlagenwissen für bereits tätige Klassenassistenzen vermittelt oder Interessierte auf ihre künftige Tätigkeit vorbereitet. Das Angebot wird 2016 weitergeführt.
Bereits fünf Jahre ist Sandra Gargiulo an der Primarschule Sonnenberg in Thalwil als Klassenassistentin tätig. Während des vergangenen halben Jahres besuchte sie den Pilotkurs für Klassenassistenzen an der PH Zürich. Dieser richtet sich an Assistenzen auf der Kindergarten- und Primarschulstufe sowie an Erwachsene, die gerne in dieser Funktion arbeiten möchten. An zehn Abenden thematisiert der Kurs die Rolle und Verantwortlichkeiten von Klassenassistenzen, klärt Haftungsfragen, zeigt mögliche Formen der Zusammenarbeit mit Lehrpersonen auf und ermöglicht den Erfahrungsaustausch. Weiter erhalten die Kursteilnehmenden Einblicke in lern- und entwicklungspsychologische Grundlagen und setzen sich mit Lehrmitteln sowie der Thematik «Heterogenität und Schule» auseinander.
Das neue Angebot stösst auf grosses Interesse. Mit 64 Teilnehmenden wurde der erste Kurs im Herbst des vergangenen Jahres in zwei Gruppen durchgeführt. Drei weitere Durchführungen mit Start im Januar 2016 waren bereits kurz nach der Ausschreibung ausgebucht. Sandra Gargiulo erlebte die Kursabende als bereichernd: «Ich besuchte den Kurs gerne, das Klima war angenehm. Die Themen wurden kompakt, aber trotzdem mit den wichtigsten Schwerpunkten erklärt.» Da sie schon Erfahrung als Klassenassistenz hat, waren ihr viele der thematisierten Herausforderungen und Inhalte aus ihrem Arbeitsalltag bekannt. Dennoch fühlt sie sich dank des Kursbesuches in ihrer Rolle gestärkt: «Ich bekam mehr Sicherheit und Ideen im Umgang mit den Kindern und den Lehrpersonen. So konnte ich beim Kursabend über Lehrmittel und Arbeitsmaterialien viele wertvolle Tipps mitnehmen.»
Anstellungsbedingungen differieren stark
Als besonders wertvoll beschreibt die in Thalwil tätige Klassenassistentin den Austausch mit den anderen Kursteilnehmenden. Manchmal machte sich bei diesen Gesprächen jedoch auch Ernüchterung breit: Vertretende des Volksschulamtes haben die Rolle und Funktion von Klassenassistenzen am ersten Kursabend zwar klar beschrieben, sie entsprechen jedoch nicht immer der Realität und sind vielen Akteuren im Schulfeld nicht bekannt: «In unserer Schule stimmen die Empfehlungen vom Volksschulamt mit meiner Tätigkeit grundsätzlich überein. Im Austausch mit den anderen Kursteilnehmenden wurde jedoch deutlich, dass es in zahlreichen Schulgemeinden grosse Wissenslücken in Bezug auf unsere Aufgaben gibt. Wir Klassenassistenzen handeln häufig in Situationen, die eigentlich nicht in unserem Kompetenzbereich liegen. Auch unsere Anstellungsbedingungen differieren stark und sind nicht attraktiv.»
Diese Ausführungen verdeutlichen, dass beim Einsatz von Klassenassistenzen im Schulfeld noch Optimierungsbedarf besteht. Abhilfe schafft hier eine Handreichung mit Empfehlungen für Schulen, die das Volksschulamt erarbeitet hat und welche kürzlich erschienen ist. Auch die Weiterbildung an der PH Zürich trägt dazu bei, dass das Profil von Klassenassistenzen geschärft und ihre Funktion allen Beteiligten im Schulhaus bekannter wird. «Allein deswegen kann ich den Kurs sehr weiterempfehlen», so Sandra Gargiulo.