Wie war das gleich mit dem Unterschied zwischen Volt und Ampere? Und wie entsteht eigentlich Strom in Solarzellen? Das Label «Löwenzahn» steht für eine einfache und zugleich fundierte Form der Welterklärung. Interessante Alltagsthemen und deren teilweise komplexen Hintergründe werden so anschaulich und liebevoll aufbereitet, dass Kinder und auch Erwachsene hinterher tatsächlich schlauer sind. Das zumindest gilt für die bekannte Kindersendung und auch für die bisher erschienenen Löwenzahn-Lernsoftwarepakete. Nun wurde die erste Löwenzahn-App auf den Markt gebracht – zum Thema «Strom und Energie».
Kurz vorweggenommen. Inhaltlich und ästhetisch wird die App den hohen Erwartungen gerecht. Die Themen sind didaktisch klug ausgewählt (z. B. Stromverbraucher zu Hause, Solar-, Wasser- und Windenergie, fossile Brennstoffe …), kindgerecht und anschaulich gezeichnet bzw. animiert und meist auf die wesentlichen Aspekte heruntergebrochen. Manche Funktionen sind versteckt und können durch intuitives Ausprobieren entdeckt werden. Die Hauptthemen werden über ein Bild-Navigationsrad oben rechts ausgewählt. Kurze Videoausschnitte mit dem Moderator Fritz Fuchs ergänzen die grösstenteils animierten Grafiken und Textpassagen. Die App bietet ausserdem ein Multiple-Choice-Quiz mit Fragen zu allen Unterthemen. Wer Quizfragen erfolgreich löst, kann sich kleine Spiele freischalten, deren Bezug zum Thema Strom und Energie sich jedoch bestenfalls als implizit bezeichnen lassen.
Soweit so gut – man kennt derlei Funktionen bereits aus den Lernsoftwarepaketen. Doch nutzt die App auch das didaktische Potenzial mobiler Geräte? Stromleitungen können mittels Touchgeste in die Steckdose gesteckt, Fernsehgeräte am Schalter betätigt werden. Beim Thema Wasserkraft muss ein Wasserstrahl durch Schräglage des Tablets auf ein Wasserrad geleitet werden. Virtuelle Windräder können durch Pusten in das Mikrofon angetrieben werden. Diese zahlreichen interaktiven Gimmicks wirken sehr motivierend, können aber auch leicht vom Kern des Inhalts ablenken.
Der Schwerpunkt liegt insgesamt eher auf dem intuitiven Entdecken und weniger auf dem gezielten Suchen oder gar Wiederfinden von Informationen. Dieser Zugang kommt Kindern entgegen. Dennoch würde ein Glossar der wichtigsten Begriffe mit Verlinkung in das jeweilige Kapitel die Navigation ebenso erleichtern wie eine systematische Übersicht über sämtliche Lernangebote der App im Sinne einer Sitemap. Eine Sprachausgabe der Informationstexte sucht man leider vergebens. Die App unterstützt weder die online-kollaborative Zusammenarbeit mehrerer Nutzer/innen, noch ist die Produktion von User-generated-Content vorgesehen. Die Tatsache, dass die Kamera des Tablets an einer Stelle als Spiegelsimulation einbezogen wird und die Nutzer/innen sich in der Softwareumgebung selbst sehen können, lässt bezüglich der nächsten Löwenzahn-App auf einen (didaktischen?) Innovationsschub hoffen.