In der Schule lernen wir das Lesen, um in der Informationsgesellschaft bestehen zu können. Aber Lesen ist natürlich weit mehr: Es schafft uns Zugang zu Texten, die uns Vergnügen bereiten, uns in mögliche und unmögliche Welten entführen und uns immer wieder den Zauber der Sprache näherbringen. Wer hätte gedacht, wie gesund das ist. In ihrem breit gefächerten Buch über das «Lesen als Medizin» (Rogner & Bernhard 2015) erzählt die begeisterte Leserin und Autorin Andrea Gerk von der wundersamen Wirkung der Literatur. Lehrreich und unterhaltend berichtet sie von bibliotherapeutischen Ansätzen, Leseapotheken im Gefängnis und Selbsterfahrung in Lesezirkeln. Die reichhaltigen Lektüretipps stecken gleich selbst zum Lesen an.
Was man in bestimmten Lebenslagen und gegen welche Leiden am besten liest, ergründen die Autorinnen der «Romantherapie» (Insel 2014). 253 Titel haben sie zusammengetragen und kommentiert – von A wie Abschied oder Angst bis Z wie Zahnschmerzen und Zurückweisung. Über drei Dutzend Top-Ten-Listen versammeln zudem Lesestoff und Hörbücher für allerlei Zielgruppen und besondere Vorlieben.
Von der heilsamen Kraft des Lesens ist auch Nuccio Ordine überzeugt. Aber das Lesen schwebt in Gefahr, denn Bildung, Forschung, Kunst und Literatur drohen dem ökonomischen Zweck- denken anheimzufallen. Ordines Manifest «Von der Nützlichkeit des Unnützen» (Ullstein 2014) erklärt, weshalb es lebenswichtig ist, sich mit Dingen zu befassen, die keinen unmittelbaren Vorteil bringen. Ein beherztes Plädoyer wider utilitaristisches Gewinnstreben.
Sehr interessanter Artikel. Vielen Dank. In English: Very interesting article. Thank you!