Das Klassenfoto ist die häufigste fotografische Darstellung von Schule. Es funktioniert als eine Art Kippfigur: Wir sehen einerseits ein Kollektiv, andererseits eine Anzahl von Individuen. So unterstützt das Klassenfoto die Sozialisation einer Schülerin in die Klassengemeinschaft und verleiht zugleich der Klasse als Ganzes ein Gesicht.
Identitätsstiftende Funktionen sind allen Gruppenbildern eigen, ob es sich um Fotos von Familien, Fussballteams oder Firmen handelt. Deshalb hat die PH Zürich bei ihrer Gründung vor 13 Jahren das ganze Kollegium auf der Freitreppe vor dem damaligen Hauptgebäude an der Rämistrasse 57 zum «Klassenfoto» aufgereiht. Die meisten waren zuvor Angehörige eines Lehrerinnen- und Lehrerseminars und wurden von einem Tag auf den anderen zu Hochschulangestellten. Viele der auf dem Bild versammelten Kolleginnen und Kollegen sind heute noch im Amt. Andere sind in Pension gegangen, haben die PH Zürich verlassen oder sind verstorben. Institutionen überdauern Menschen. Diese Tatsache ist sowohl tröstlich wie schmerzlich. Sie trifft auf alle zu, auf die Verwaltungsassistentin wie auf den Rektor. Womit wir bei einem weiteren Aspekt des Gruppenbilds sind: Es macht alle gleich. Damit täuscht es einerseits über die soziale oder hierarchische Wirklichkeit hinweg, in der manche «gleicher als die anderen» sind. Auf der anderen Seite sagt es uns, dass eine Institution alle Mitarbeitenden braucht, und es erinnert daran, dass jede und jeder Einzelne ersetzbar ist.