Dem Fitnesswahn ausgeliefert

Ausstudiert – die Studierendenkolumne.

Ausstudiert – die Studierendenkolumne.

Kürzlich hat sich etwas in unserer Wohnung verändert. Auf unserem grünen Regal, wo sonst nur eine selten bis nie gebrauchte, alte Nähmaschine und ein Glas voll Honig, welches keinen Platz mehr im Schrank hatte, standen, fanden sich nun auch zwei lachsrosafarbene Hanteln. Dies störte mich nicht nur aufgrund des Augenkrebses, welchen die Kombination der Farben Grün und Lachsrosa mir bescherte. Nein, auch die Bedeutung dieser Hanteln war mir zuwider: Meine Mitbewohnerin, welche ich liebte, gerade weil sie sich weder für Sport noch für ausgewogene Ernährung oder überhaupt irgendetwas Gesundes interessierte, wurde in den Schlund des Fitnesswahns gezogen!
Der Verdacht erhärtete sich, als ich einen Tag später nach einer ausgiebigen Portion Spaghetti Bolognese mit einem schon zur Hälfte verzehrten Schokoladenriegel in der Hand aus der Küche trat, um sie, nur mit einem Sportbustier und Leggins bekleidet, im Gang vorzufinden, wo sie gerade eine Übung zur Dehnung ihres Latissimus dorsi absolvierte. So nannte sie ihre Rückenmuskulatur nämlich jetzt.
Peinlich berührt wandte ich mich ab, als mein Handy mich lautstark dazu einlud, mein Sportprogramm für diesen Tag zu absolvieren. Also rollte ich meine königsblaue Fitnessmatte neben dem grünen Regal mit den lachsfarbenen Hanteln aus und machte mich ebenfalls an die Arbeit.

Selina Schneider, Studentin auf der Kindergarten-Unterstufe und Tutorin im Schreibzentrum der
PH Zürich.

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