Im Jahr 2004 empfahl die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) in ihrer Fremdsprachenstrategie, dass bis spätestens zum fünften Primarschuljahr der Unterricht von zwei Fremdsprachen einsetzen soll, davon eine Landessprache sowie Englisch.Die Reihenfolge der unterrichteten Fremdsprachen war Sache der Kantone. Im Kanton Zürich wurde Englisch bereits 2003 mit der Einführung von «Frühenglisch» der Vorrang gegeben. In verschiedenen Kantonen wurden Initiativen für nur eine Fremdsprache auf der Primarstufe lanciert mit dem Argument, zwei Fremdsprachen überfordere die Kinder. Im Kanton Zürich wurde eine solche im Jahr 2006 mit rund 60 Prozent abgelehnt. Nach wie vor wird der Unterricht von zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe von verschiedenen Lehrpersonenverbänden kritisiert. Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) forderte 2013 eine bessere Umsetzung der Sprachenstrategie und schlug vor, die zweite Fremdsprache unter Umständen als Wahlpflichtfach zurückzustufen. Der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) teilte im April 2015 mit, dass die Mehrheit seiner Mitglieder nur eine Fremdsprache in der Primarschule wünsche und dass der Verzicht auf Englisch in der Primar aus pädagogischen Gründen ein realistischer Ausweg aus dem nationalen Fremdsprachendilemma sei. In verschiedenen Kantonen wurden und werden erneut Unterschriften für weitere Abstimmungen gesammelt. In Nidwalden lehnte die Bevölkerung eine entsprechende Initiative 2015 ab.
«Die im EDK-Beschluss geforderte funktionale Mehrsprachigkeit der gesamten Bevölkerung kann nur erreicht werden, wenn man schon in der Primarschule mit dem Fremdsprachenunterricht beginnt», sagt Christoph Suter, Bereichsleiter Sprachen auf der Primarstufe an der PH Zürich. Die Forschung zeige eindeutig, dass ein Fremdsprachenunterricht über längere Zeit zu höheren Kompetenzen führe. Ein früher Fremdsprachenunterricht soll demnach verhindern, dass bestimmte Gruppen, wie in der Vergangenheit, unzureichende Fremdsprachenkompetenzen erwerben. Aus fachlicher Perspektive gebe es keinen Grund, weshalb zwei Fremdsprachen Kinder überfordern sollten, gibt Suter den Fachdiskurs wieder: «Die Kinder bringen die nötigen Voraussetzungen mit, Lernschwierigkeiten gibt es wie in jedem anderen Fach», so Suter.
Letztlich gehe es um die grundsätzliche Frage, wie man die Mehrsprachigkeit gewichte. Die Einwände von Lehrpersonen gelte es allerdings sehr ernst zu nehmen. Suter sieht mit als Grund für diese Bedenken, dass unterschätzt wurde, wie viel Zeit und Ressourcen die Einführung eines neuen Fachs benötige. «Der Arbeitsaufwand der Lehrpersonen für Weiterbildung und Umsetzung ist neben allen anderen Aufgaben, die sie zu bewältigen haben, sehr gross», sagt Suter. «Nun gilt es, sie auf dem eingeschlagenen Weg bestmöglich zu unterstützen.»