Als Tochter eines Sekundarlehrers erhielt Studentin Johanna John früh Einblicke in den Lehrberuf. Durch einen Vorfall an der Schule, an der ihr Vater unterrichtet, wurde sie auf ein unbehagliches Thema aufmerksam. Sie verfolgte mit, wie ein ehemaliger Schüler ihres Vaters auf die schiefe Bahn geriet, die Schule schwänzte und nach gescheiterten Integrationsversuchen ausgeschult wurde. Vor zwei Jahren bekam sie im Rahmen eines Praktikums im Lehrerzimmer ein Gespräch mit. Wieder ging es um einen Schüler, welcher der Schule fernblieb und dem die Ausschulung drohte. Johanna John gingen viele Fragen durch den Kopf. Viele blieben unbeantwortet, und so entschloss sie sich dazu, ihre Masterarbeit dem Thema Schulabsentismus und Schulabbruch zu widmen. Den Fokus legte sie auf die subjektive Wahrnehmung der involvierten Akteure. Mittels Leitfadeninterviews, die sie mit Theorie und Forschungsergebnissen verknüpfte, ging sie der Frage nach, wie betroffene Jugendliche und deren Lehrpersonen den Schulabbruch erleben, welche Faktoren den Abbruch begünstigen und welche ihn verhindern können. Neben individuellen Faktoren wie dem Alter, Geschlecht, sozioökonomischen Status und der familiären Situation der Jugendlichen spielten dabei auch institutionelle Einflüsse wie der Umgang mit Regeln oder Lehrpläne eine Rolle.
Bisherige Forschungsergebnisse  haben gezeigt: Schulabsentismus darf nicht auf Unlust und Schulaversion reduziert werden. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Problematik führt vor Augen, dass sich Schulabsentismus in vielen Formen äussert. Die Gründe für das physische Fernbleiben von der Schule reichen vom «klassischen» Schwänzen über Schulangst bis hin zum Zurückhalten des Schülers oder der Schülerin durch die Eltern. Die Analyse der Leitfadeninterviews bestätigte den aktuellen Forschungsstand dahingehend, dass sowohl individuelle als auch institutionelle Faktoren einen Schulabbruch bedingen. Als wichtigste Erkenntnis aber gilt, dass eine funktionierende Schüler-Lehrer-Beziehung und die Beziehungsfähigkeit beider Akteure die beste Schulabbruchprophylaxe ist. Mit ihrer Arbeit möchte Johanna John sensibilisieren: Lehrpersonen sollten sich bewusst sein, dass «ein Schulausschluss ein sehr einschneidendes und wegweisendes Erlebnis» für einen jungen Menschen sein kann. Die beiden Dozentinnen, bei denen die Masterarbeit eingereicht wurde, legen grossen Wert auf die Schulabsentismusprophylaxe in der Lehrpersonenausbildung: «Beim Schulabsentismus schauen viele gerne weg, da sich dahinter oft ein Problemkomplex verbirgt, der eine Lawine ins Rollen bringen kann», weiss Patricia Schuler. Umso wichtiger sei es, dass angehende Lehrpersonen für diese pädagogische Aufgabe diagnostisch befähigt würden, ergänzt Manuela Depauly. Johanna John ist jetzt ein Profi im Umgang mit Schulschwänzenden und schaut in Zukunft nicht weg, wenn jemand im Unterricht auffällig oft unerlaubt fehlt.