
Das Podium mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Bildungsgeschichte, Schulpsychologie und Flüchtlingshilfe. Foto: Reto Klink
Das alljährlich stattfindende Podium der Stiftung Pestalozzianum widmete sich 2014 dem Thema «Krieg und Schule». Die Veranstaltung lockte Ende November ein Publikum aus der ganzen Deutschschweiz an die PH Zürich.
Die Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer deckten das Feld mit ihrer je eigenen Expertise breit ab. Zwei Praxiseinblicke in die ausserschulische und schulische Arbeit mit Flüchtlingskindern eröffneten den Abend. Elisabeth Hofmann berichtete anhand von Fotos über den Alltag im Empfangs- und Verfahrens-zentrum Kreuzlingen, wo sie eine Kindergruppe betreut. In den Tonarbeiten der Kinder kommen sowohl erlebte Schreckensszenarien wie Erschiessungen zum Ausdruck als auch Sehnsuchtsbilder, die Ruhe und Sicherheit ausstrahlen.
Julia Rietze unterrichtet als Sekundarlehrerin im Zentrum Lilienberg unbegleitete minderjährige Asylsuchende. Sie erlebt täglich die Unsicherheit, in der die Kinder und Jugendlichen leben. Mit einer klaren Struktur will sie ihnen «einen Gegenpol der Normalität» geben, um so die Integration in unser Schulsystem und unsere Gesellschaft zu ermöglichen. Julia Rietze und ihr Kollegium schätzen an ihrer Arbeit mit den Kriegsflüchtlingen das «Weltoffene» und den «Mix der Kulturen und Individuen», der ihrer Arbeit eine spezielle Energie verleihe, die allen Beteiligten zugute komme.
Das daran anschliessende Podium öffnete den Blick über die aktuelle Situation von Flüchtlingskindern hinaus. Es ging um die verschiedenen Aspekte des in den Kinder- und Menschenrechtskonventionen postulierten Rechtes auf Bildung im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen. Was bedeutet dieses Recht in kriegsführenden Regionen oder in Ländern, die Flüchtlinge aufnehmen? Und schliesslich: Was kann und soll die Schule als Vermittlungsinstanz zum Thema Krieg und Flüchtlinge beitragen?
Unter der Leitung von Michael Pfister diskutierten der ehemalige Bundesminister und Hohe Repräsentant von Bosnien-
Herzegowina, Christian Schwarz-Schilling, die Psychologin und Traumaspezialistin Catherine Paterson, der Historiker Norbert Grube und die Koordinatorin für Bildungsprojekte der Schweizerischen Flüchtlingshilfe, Susanne Hoerni.
Dem Moderator und den Podiumsgästen gelang es, das Thema in seiner Komplexität mit aktuellen und historischen Beispielen fundiert zu umreissen. Alle waren sich einig, dass es ein wichtiges Thema ist, an dem die Schule nicht vorbeischauen kann. Dafür braucht es einen politischen Willen sowie Unterstützung aus der Wissenschaft und von NGOs. Eine Videodokumentation ist einsehbar unter www.pestalozzianum.ch.