Analog zur literatur- und kulturwissenschaftlichen Intertextualität, die sämtliche Arten von Bezugnahme von Texten aufeinander meint, wird hier der Begriff «Interpiktorialität» für die spezifisch visuellen Verwandtschaften zwischen Bildern vorgeschlagen.
Solche Bezüge existieren über die ohnehin unscharfen Grenzen von Epochen, Medien, Kul-turen, Gattungen und Anwendungsgebieten (von Kunst bis zur Werbung) hinweg. Auf drei Beiträge, die der theoretischen Verortung von Bild-Relationen gewidmet sind, folgen zwölf Fallstudien. Diskutiert werden vorwiegend Beispiele aus der Kunst, etwa Strategien der Aneignung von europäischer Kunst durch chinesische oder japanische Künstler. Mehrere Arbeiten würdigen den Comic als Gattung, die das Potenzial zu Bildzitaten besonders kreativ und häufig nutzt und – als Bild-Text-Medium – explizite literarische Bezüge zu machen vermag.