Beim Lesen dieser Frage sehe ich mich plötzlich wieder als Bub im Schulzimmer sitzen. Mit Inbrunst war ich damit beschäftigt, den Zeiger der Wanduhr zu hypnotisieren, damit dieser den letzten Zentimeter in einer einzigen Sekunde schaffe. Ich war etwas zappelig und spüre noch heute den Freudensprung meines Herzens, wenn das Schellen der Glocke endlich Freiheit für rund 20 Minuten verhiess. Wir liessen unsere Füllfederhalter fallen und rannten ins Freie. Nicht, dass ich die Schule nicht gemocht hätte, nein, die fand ich sogar ganz ok, aber da gab es etwas, das unsere Jungenherzen viel höher schlagen liess: Fussball spielen! Nun, das ist lange her und ich muss gestehen, dass ich den Drang meines Körpers nach Frischluft und Bewegung mittlerweile nicht mehr als wirklich drängend empfinde. Die Leidenschaft für Fussball und Sport im Allgemeinen existiert allerdings ungebremst in mir (wenn auch, wie Sie bestimmt schon ahnen, nur noch als Zuschauer). In meinem Arbeitsalltag mache ich nur ganz selten Pausen. Kurze Unterbrechungen indes gönne ich mir schon. Ich habe dazu mein eigenes «Belohnungssystem». Sobald ich auf meiner To-Do-Liste einige wichtige Dinge abhaken kann, gönne ich mir einen Moment, lese neuste Sportmeldungen und anderes oder halte einen Schwatz mit meinen Büronachbarn. Ich habe das Glück, sehr fokussiert und konzentriert arbeiten zu können. Wenn ich aber will, kann ich mühelos abschalten. Das hilft, gesund zu bleiben, finde ich. Gut, noch gesünder wäre es, müsste mein Körper nicht mehr nur als Transportmittel herhalten, um meinen Kopf von einem Meeting zum anderen zu transportieren. Daran arbeite ich noch …
Jeder könnte behaupten, Pausen seien ihm wichtig. Pflegt sie aber auch jeder? Als ich noch als Klassenlehrerin arbeitete, verbrachte ich meine Pause anders als heute als Schulische Heilpädagogin (SHP). Als Klassenlehrperson muss man sich teilweise abgrenzen und die Pause beinahe einfordern. Oftmals wollen Kolleginnen oder Kollegen schnell etwas wissen oder es gibt noch Dinge zu erledigen, und schon ertönt die Glocke wieder. In der Arbeit als SHP ist dieser «Kampf» insofern weniger geworden, als ich während meiner Pausen häufig das Schulhaus wechsle. So entfallen zwar solche Blitzangriffe aufeinander, aber auch das Durchatmen an sich. Früher hatte ich eher Zeit, Kolleginnen und Kollegen besser kennenzulernen, ich nutzte die Pause zum Znüniessen oder um ein Schwätzchen zu halten. Manchmal vermisse ich heute die Blitzangriffe!
Bei uns, wo Kinder und Jugendliche wohnen und zur Schule gehen, pausen wir alle gemeinsam – Hauswirtschaft, Verwaltung, Sozialpädagogen und Lehrpersonen; ausser die Pausenaufsicht. Ich halte sehr viel davon! Dieser Moment ist enorm wichtig. Man tauscht sich aus, erzählt, bringt Privates ein und lacht. In der Pause soll nicht gearbeitet werden. Mir ist die Pause der Lehrpersonen, die stets an der Front stehen, wichtiger als die meinige. Ich kann mir meinen Kaffee auch später holen. Deshalb springe ich gerne als Pausenaufsicht ein. Zudem bin ich dann nahe bei den Lehrerinnen und Lehrern, aber auch bei den Kindern. So ist es mir möglich, Themen und Probleme beispielsweise während eines Spiels mitzubekommen. Meine wirkliche Pause findet dann erst um die Mittags-zeit statt. Da ich meinen Hund zur Arbeit mitnehmen kann und der dann einfach nach draussen muss, komme ich durch ihn zu einer ruhigen und entspannten Phase.