«Beratung soll auch prophylaktisch wirken»

Karl Mäder, Leiter Zentrum für Beratung (ZfB) an der PH Zürich

Karl Mäder, Leiter Zentrum für Beratung (ZfB) an der PH Zürich

Akzente: Viele Schulen beschäftigt zurzeit der kompetenzorientierte Unterricht. Welche Unterstützung bietet dabei das ZfB?

Mäder: Wir nehmen ein verstärktes Interesse an dem Thema wahr und haben drei neue Angebote dazu entwickelt. Diese richten sich an Schulleitende und Lehrpersonen. Die Teilnehmenden können sich dabei einen Überblick über wichtige inhaltliche Kernpunkte verschaffen und die Herangehensweise ihrer Schule proaktiv planen. Weiter geht es darum, wie die Kompetenzorientierung in der Schule verankert und eine erfolgreiche Zusammenarbeit in Kollegien und Teams gestaltet werden kann.

Akzente: Welche Anliegen stehen bei den Ratsuchenden sonst im Zentrum?
Mäder: Am häufigsten geht es um Fragen zur beruflichen Weiterentwicklung und zur Gesundheit, wobei die zwei Themen oft in einem Zusammenhang stehen. Der Umgang mit den eigenen Ressourcen und mit der Belastung im Beruf beschäftigt viele Lehrpersonen. Befinden sie sich bereits in einer Krisensituation, tritt häufig der Wunsch nach einer Veränderung auf.

Akzente: Wo sehen Sie die Gründe für die Wichtigkeit des Themas Gesundheit?
Mäder: Unterrichten ist komplexer und anspruchsvoller als vor 20 Jahren. Der gesellschaftliche Status der Lehrperson hat sich auch verändert. Diese Faktoren wirken sich teilweise belastend auf die Berufstätigkeit aus. Neben den Anliegen im Zusammenhang mit dem Thema Gesundheit gelangen die Ratsuchenden häufig mit Fragen zur Unterrichtsgestaltung, zur Klassenführung, zur Zusammenarbeit und zum Umgang mit Konflikten an uns. Meistens ist ein konkretes Problem Ausgangspunkt für die Kontaktaufnahme mit uns. Ausgangspunkt sind oft schwierige Beziehungen – beispielsweise mit einer Schülerin oder einem Vater. unterstützen Lehrpersonen und Schulleitende bei der Gestaltung dieser vielfältigen Beziehungen.

Akzente: Wenden sich Lehrpersonen ausschliesslich in einer problembehafteten Situation an Sie?
Mäder: Nein, Beratung hat immer auch das Ziel prophylaktisch zu wirken. Lehrpersonen melden sich beispielsweise bei uns, wenn sie eine Laufbahnplanung wünschen. Oder Schulen wollen ihr Schulprofil oder ihre Zusammenarbeitskultur weiterentwickeln. Häufig ist die Belastung zum Zeitpunkt der Kontaktaufnahme allerdings tatsächlich bereits sehr gross. Wir wünschen uns, dass Beratung noch stärker entwicklungsorientiert wahrgenommen wird und sich Ratsuchende früher melden. Dieses Verständnis ist bei Lehrpersonen und Schulleitenden jedoch noch wenig verankert, im Gegensatz zum Gesundheitswesen beispielsweise, wo prophylaktische und entwicklungsorientierte Beratungen und Coachings eine Selbstverständlichkeit sind.

Akzente: Wer sind die primären Ansprechgruppen des ZfB, Lehrpersonen oder Schulleitende?
Mäder: Beide und auch die Schulbehördenmitglieder wobei sich deutlich mehr Lehrpersonen an uns wenden. Die Schulleitenden werden für uns jedoch als Zielgruppe immer wichtiger. Wir sprechen diese auf zwei Ebenen an: zum einen mit Angeboten, die einen Nutzen für ihre persönliche Tätigkeit haben, zum Beispiel mit Führungscoachings und andererseits mit Personalentwicklungsangeboten für Lehrpersonen und Teams: Merkt beispielsweise eine Schulleitung, dass eine Lehrperson Schwierigkeiten mit einer Klasse hat, kann sie einen Beratungsprozess für die Lehrperson bei uns initiieren. Wir beraten dann die Lehrpersonen zum Beispiel mit einer Intensivberatung am Arbeitslatz. Oder sie kann einen Schulentwicklungsprozess zur betrieblichen Gesundheitsförderung in die Wege leiten.

Akzente: Auf welchen Wegen gelangen die Ratsuchenden an Sie?
Mäder: Ein zentraler Kanal ist das Beratungstelefon. Dieses steht Lehrpersonen, Schulleitenden und Behördenmitglieder gleichermassen zur Verfügung, wird aber überwiegend von Lehrpersonen genutzt. Dieses Angebot können die Ratsuchenden sehr niederschwellig nutzen.

Akzente: Kann eine Beratung im Rahmen eines kurzen Telefonats stattfinden?
Mäder: Dies ist in bestimmten Situationen durchaus sinnvoll.. In der Regel wird am Telefon das Anliegen aber erst einmal möglichst kundennah erfasst und anschliessend die entsprechenden Beratungsform vermittelt. Unsere Angebotspalette ist sehr breit. Wir bieten sowohl Einzel- als auch Gruppen-, Team- und Organisationsberatungen an, die vor Ort in der Schule oder an der PH Zürich stattfinden können.

Weitere Informationen: www.phzh.ch/beratung