Die Extrarunde des Busfahrers

Marcel Flütsch, Student auf der Sekundarstufe I.

Marcel Flütsch, Student auf der Sekundarstufe I.

Letzthin sass ich im Bus und bekam mit, wie eine Frau sich beim Chauffeur beschwerte. Wobei «beschweren» wohl der falsche Ausdruck dafür ist.
Sie hat den Busfahrer so richtig zusammengeschissen. Weil es doch nicht anginge, dass ein Bus zu früh abfahre und der nächste dann ausfalle. Wir seien hier doch gopfertelli nicht in Afrika. Sie sei ja kein Bünzli, aber was zu weit geht … und überhaupt, diese ZVV sei doch eine Ansammlung von Schlufis. Beamte halt. Jahrelang habe sie nun ein Abonnement und das sei dann nicht gerade billig, gälletsi. Aber damit subventioniere man auch wieder nur die vom Amt. Die Bürogummis. Die Sesselfurzer. Keinen Finger krümmen und dann mit dem grossen Portmonee in die Karibik fliegen. Säb dänn scho, wowoll. Wie damals, als sie am Automaten ein Ticket kaufen wollte und dieser nütige Kasten ihr Nötli nicht gefressen hat. Nur Münz wollte der, auch noch wählerisch sein, die Öffentlichen, jaja. Und da wundern sich die Grünen noch, warum alle ein Auto haben, aber von denen in Bern oben fange sie besser gar nicht erst an.
Der Busfahrer nickte der Frau kurz zu und fuhr los. Ich war baff. So eine heldenhaft gleichmütige und entwaffnende Reaktion hätte ich nicht erwartet.
Ich stellte mir vor, wie der Chauffeur am Abend ins Depot fuhr, in die nächste Beiz ging und eine Runde bezahlte – in Gedanken schon in der Karibik.

Marcel Flütsch, Student auf der Sekundarstufe I.

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