«Forschung auf dem Marktplatz»: Unter diesem Motto hatten Lehrpersonen im Campus der PH Zürich im letzten Jahr Gelegenheit, sich mit Forschenden der PH Zürich auszutauschen. Das Angebot stiess bei Lehrpersonen und Forschenden überwiegend auf positives Echo.
Ziel des Anlasses «Forschung auf dem Marktplatz» war es, ein dialogbasiertes Format zu schaffen, in dem Lehrpersonen und Forschende der Abteilung Forschung und Entwicklung der PH Zürich über Forschungsthemen und -projekte ins Gespräch kommen können. In der Praxis sah dies so aus: Auf dem «Marktplatz» gaben Forschende einen Einblick in ihre Forschungsprojekte. Nach einer kurzen Einführung an den «Marktständen» konnten die teilnehmenden Lehrpersonen Fragen und Anliegen vorbringen und mit den Forschenden über die einzelnen Projekte diskutieren. Für jeden Marktstand waren 20 Minuten vorgesehen. Insgesamt war der Marktplatz rund eineinhalb Stunden offen, so dass die Lehrpersonen mehrere Marktstände ihrer Wahl besuchen konnten. Die Grundlage bildete je ein Poster, das Informationen zum Projekt, aber auch konkrete Fragen enthielt. Die Poster wurden bereits am Vortag aufgehängt, damit sich die Teilnehmenden ein Bild der angebotenen Projekte machen konnten.
Vielfalt und Perspektivenwechsel
Zwei Mal wurde 2013 ein solcher Marktplatz durchgeführt, als Rahmen diente je eine Weiterbildungsveranstaltung für Lehrpersonen im Campus PH Zürich. An der ersten Marktplatzrunde im Sommer nahmen Lehrpersonen in der Phase der Berufseinführung teil. Viele von ihnen hatten ihr Studium an der PH Zürich absolviert und dieses zwei Jahre zuvor abgeschlossen. Sie waren somit noch relativ vertraut mit Forschungsthemen, die ja an der PH Zürich als Module der Ausbildung angeboten werden. Die Feedbacks seitens der jungen Lehrerinnen und Lehrer auf das Angebot fielen positiv aus. So war von einer «spannenden und abwechslungsreichen Sache» die Rede, und eine Lehrperson fand es toll, «einen Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten zu erhalten». Auch der Praxisbezug kam gut an. Eine teilnehmende Person schrieb beispielsweise in der anschliessenden Evaluation: «Mir haben die Vielfalt der Projektthemen und der Bezug zum Unterrichtsalltag besonders gefallen.» Gleichzeitig wurde der unmittelbare Nutzen der Veranstaltung für die Praxis als nicht sehr hoch eingeschätzt. Überraschend ist dies nicht, sind doch Forschungsergebnisse im Schulalltag oftmals nicht direkt umsetzbar, sie können den Lehrpersonen jedoch hilfreiches Hintergrundwissen liefern.
Der zweite Marktplatz fand im vergangenen Herbst im Rahmen einer Intensivweiterbildung statt, an der seit vielen Jahren in der Praxis tätige Lehrpersonen teilnahmen. Auch sie meldeten primär positive Erfahrungen zurück. So äusserte sich Lilo Bärtschi von der Primarschule Buchs: «Ich finde es sehr gut, wenn die Forschenden der PH Zürich nach meinen Erfahrungen fragen und ich diese einbringen kann. Und durch den Austausch mit den Forscherinnen und Forschern kann ich Sachverhalte aus der Schule aus einer anderen Perspektive betrachten, das finde ich spannend.» Daniela Schultheiss aus Kloten wies darauf hin, dass den Teilnehmenden einige Forschungsgrundlagen fehlten – die Zeit der Ausbildung ist schon mehrere Jahre vergangen und so sind auch die Zugänge und Grundlagen der Forschung nicht mehr so vertraut. Ohne diese Hintergrundinformationen sei es daher sehr schwierig, Fragen zu formulieren, eine Diskussion zu führen bzw. in diese überhaupt einzusteigen.
Unkomplizierter Kontakt mit dem Schulfeld
Auch die Forschenden beurteilten die Marktplätze grundsätzlich sehr positiv, insbesondere da sie nicht immer auf so unkomplizierte Art mit dem Schulfeld in Kontakt kämen. Die Rückmeldungen könnten in den Forschungsprozess einfliessen und Anstoss geben für die Entwicklung neuer Forschungsfragen. «Es hat mir sehr viel Spass gemacht, mit den Lehrpersonen in einen Austausch zu kommen. Und so konnten einige theoretische Annahmen, die wir in einem Forschungsprojekt getroffen haben, durch Erfahrungen aus der Praxis bestätigt werden», sagte Nina-Cathrin Strauss, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Forschung und Entwicklung an der PH Zürich.
Es zeigten sich jedoch auch einige Herausforderungen für die Forschenden. Sie betreffen vor allem die Art und Weise, wie Forschung an so einem Anlass präsentiert wird. Denn es ist nicht immer ganz einfach, aus den komplexen Forschungsprojekten einzelne Aspekte herauszulösen und in 20 Minuten zu diskutieren. Herausfordernd ist es ausserdem, auf Fragen zu reagieren, die zum weiteren Themenbereich eines Forschungsprojekts gehören, aber nicht mit eindeutigen Ergebnissen beantwortet werden können.
Eine Zwischenbilanz
Die Rückmeldungen nach den ersten Marktplätzen zeigten das grosse Interesse am gemeinsamen Gespräch und der jeweils anderen Perspektive bei Lehrpersonen und Forschenden. Bei der Planung der folgenden Marktplätze gilt es nun, einige Fragen zu klären: Wie kann der Bezug der Forschungsthemen und -projekte zum Alltag der Lehrpersonen deutlicher herausgestellt werden? Sollten den Teilnehmenden vorab Informationen bereitgestellt werden, damit der Einstieg in die Diskussion leichter fällt? Zudem stehen Überlegungen an über den Kontext, in dem die Marktplätze in Zukunft durchgeführt werden. Werden sie weiterhin im Rahmen von Weiterbildungsveranstaltungen angeboten, ist zu klären, wie deren Inhalte mit denen der Marktplätze optimal abgestimmt werden können.